Wir haben den Anspruch an unsere Veranstaltungen und deren Besucher*Innen, dass sie sensibel für jegliche Diskriminierung (Sexismus, Homophobie, Transphobie, Misogynie, Rassismus, Ableismus, Antisemitismus, Hass auf Religionen) sind. Grenzüberschreitungen, dominantes/ mackerhaftes oder gewaltvolles Verhalten dulden wir nicht. Bitte nehmt Rücksicht aufeinander und seid aufmerksam!
Denn…
Persönliche Grenzen sind subjektiv!
Was Spaß für einzelne Personen bedeutet, ist vom Individuum und der spezifischen Situation abhängig.
Mit diesem Konzept wollen wir auf einen neuen gesellschaftlichen Normalzustand hinarbeiten, in dem das Achten der eigenen und der Grenzen anderer selbstverständlich ist. Als Szene können wir so mit gutem Beispiel vorangehen und für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander einstehen.
NO MEANS NO AND ONLY YES MEANS YES!!!
Fotos
Am Housing gilt ein striktes Fotoverbot!
Überall sonst darf fotografiert werden. Wenn ihr Fotos von einzelnen Personen macht, fragt diese wenn möglich um ihre Erlaubnis. Sollte eine Person darum bitten, ein von ihr gemachtes Foto zu löschen, diskutiert nicht und löscht es bitte. Das gilt auch für das Hochladen von Fotos auf sozialen Medien.
OKF – Oberkörperfrei
Seid solidarisch und lasst eure Shirts an! Flinta*s werden immer noch häufig objektiviert. Es macht einen großen Unterschied, ob sich eine Flinta* Person oder eine männlich gelesene Person in der Öffentlichkeit mit freiem Oberkörper zeigt. Denn unbekleidete Oberkörper von Flinta* Personen in öffentlichen Räumen werden kriminalisiert und auch heute noch unter Strafe gestellt. Der gut gemeinte Ratschlag Flinta* sollen „einfach auch“ blankziehen ist ein Zeichen (männlicher) Ignoranz gegenüber Flinta* Personen. Daher wünschen wir uns eine Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien, damit, wie der eigene Körper im öffentlichen Raum wirkt und was für Botschaften damit gesendet werden.
Hunde
Laute Musik und größere Menschenmengen sind für Hunde große Stressfaktoren. Außerdem gibt es auch Menschen, die Angst vor Hunden haben. Bitte bringt (wenn möglich) eure Hunde nicht mit! Sollte dies nicht möglich sein, tragt bitte die Verantwortung für das Wohlergehen und das Verhalten eures Tieres.
Substanzkonsum
Am Housing gilt eine strikte „no drug policy“ (inklusive Alkohol). Am Veranstaltungsort „UJZ Korn“ ist das Mitbringen und Konsumieren von hochprozentigem Alkohol (ab 14 %) verboten. Da es sich hier um einen geschützten Raum handelt, in dem sich auch Jugendliche und Kinder aufhalten, ist Konsum grundsätzlich untersagt. Offenes Konsumieren von Substanzen wird nicht toleriert. Wer vertickt fliegt ohne Umschweife raus. Respektiert eure eigenen und unbedingt die Grenzen von anderen!
Rauchen
In allen Innenräumen gilt ein striktes Rauchverbot! Draußen kann geraucht werden, auch hier bitten wir euch um Rücksichtnahme.
Erste Hilfe
Sollte eine Person nicht mehr ansprechbar sein, ruft das Awareness-Team oder einen Krankenwagen.
Awareness ABC
Grundlagen/ Begrifflichkeiten/ Hintergründe
Awareness
Ist ein Ansatz der Achtsamkeit im Umgang miteinander, wodurch ein Bewusstsein für die eigenen, die Grenzen anderer, sowie ein Bewusstsein für Machtstrukturen geschaffen werden soll. Es liegt in der Verantwortung aller, ob die Veranstaltung das Potenzial hat, dass sich alle wohlfühlen können.
Cis-Gender/cis-mann
Cis-gender Personen identifizieren sich mit dem sozialen Geschlecht, das ihnen bei ihrer Geburt anhand ihrer Genitalien zugeschrieben wurde. Cis-Männer sind demnach Personen, die bei ihrer Geburt männlich gelesen wurden und sich als Mann fühlen.
Definitionsmacht
Betroffene Personen definieren selbst was ihnen passiert ist, welche Form von Gewalt, sexualisierter Gewalt oder Diskriminierung sie erleiden mussten. Diese Definition ist nicht zwangsläufig starr und kann durch die betroffenen Personen mit einem zeitlichen Abstand anders benannt oder bewertet werden. Ein möglicher Grund dafür kann sein, dass die betroffene Person nicht einschätzen konnte, wie krass die Gewalt war und sich diese Situation nach dem ersten Schock nochmal anders für sie darstellt.
Diskriminierung
Ist ein soziales Phänomen von Benachteiligung, Ausgrenzung und Abwertung von Personen oder Gruppen, basierend auf Annahmen von Eigenschaften dieser.
Flinta*
Unter Flinta* verstehen wir alle nicht cis-männlichen Personen. Es steht für: Frauen, Lesben (eigentlich eine sexuelle Orientierung, dennoch enthalten auf Grund der wichtigen Rolle der Lesbenbewegung in feministischen Kämpfen), Intersex, non-binäre Personen, Transpersonen, Agender. Im englischen wird meistens der Begriff WTNBIA+ (women, transgender, nonbinary, inter*/ intersex & agender) verwendet.
Konsens
Ist der Versuch, die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen und eine Übereinstimmung oder Einigkeit zwischen mehreren Personen oder Gruppen zu schaffen. Konsens ist eine Methode zur Reflexion und Kommunikation von persönlichen und sexuellen Bedürfnissen, Grenzen und Wünschen. Konsens beinhaltet eine aktive Zustimmung, ein aktives Ja und nicht die Abwesenheit von einem Nein.
Nein heißt Nein und ja heißt ja!!!
Privilegien
Sind gesellschaftliche Vorteile, die Menschen auf Grund einer vermeintlichen Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlich konstruierten Gruppe haben. Durch Privilegien eröffnen sich Handlungsmöglichkeiten und Handlungsräume. Personen, denen eine gesellschaftliche Normalität zugeschrieben wird, gelten als privilegiert.
Rücksicht und Aufmerksamkeit
Das höchste Ziel der Auseinandersetzung mit Awareness-Arbeit und -Strukturen ist ihre eigene Abschaffung. Denn: Wenn die Gesellschaft in sich aware ist, braucht es diese Strukturen nicht mehr. Dann passen alle gut auf sich und andere auf. Aus diesem Grund sind Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme zwei wichtige Aspekte von Awareness im Allgemeinen. Verhaltet euch rücksichtsvoll und achtet aufeinander. Wenn ihr bemerkt, dass es einer Person nicht gut geht, sprecht sie an und fragt, ob sie Hilfe benötigt.
Selbstbezeichnung
Personen werden oft mit Kategorien oder Bezeichnungen betitelt, denen sie sich nicht zugehörig fühlen (Fremdbezeichnungen). Selbstbezeichnungen dagegen sind Namen, die eine Gruppe oder Person für sich wählt. Durch die gesellschaftlich gängige Geschlechtereinteilung von männlich und weiblich sind klassische Personalpronomen, welche für Fremdbezeichnungen genutzt werden, „sie/ihr“ und „er/ihm“. Da es in unserer Gesellschaft auch Personen gibt, die sich nicht dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen, gibt es auch noch Neopronomen wie beispielsweise „dey/deren“.
Namen und Äußerlichkeiten lassen die Geschlechtszugehörigkeit einer Person nicht zuverlässig ableiten. Aus diesem Grund bitten wir euch keine eigenen Annahmen zu machen, sondern Personen direkt nach ihren bevorzugten Pronomen zu fragen.
Nutzt die Möglichkeit, euch während der Veranstaltung Namensschilder mit euren Pronomen zu machen.
Umsetzen von Awareness Strukturen
Awareness-Team – präsent, ansprechbar, solidarisch!
Das Awareness-Team besteht aus 10 geschulten Personen, die sich gut mit grenzüberschreitenden Situationen, Diskriminierung und emotionalen Ausnahmemomenten auskennen. Sie sind während der gesamten Veranstaltung ansprechbar, arbeiten solidarisch, handeln nur auf Wunsch und achten dabei die Grenzen und Bedürfnisse der betroffenen Personen.
Mindestens zwei Teammitglieder sind dauerhaft vor Ort in dem UJZ Korn präsent. Nachts ergänzt um zwei weitere Teams, die auf der Party unterwegs sind.
Tagsüber wird das Team durch drei zusätzliche „helping hands“ Teams à zwei Personen unterstützt. Diese sind auf dem Gelände unterwegs, bleiben ansprechbar und stehen im Austausch mit dem Awareness Team.
Grundprinzipien der Arbeit sind:
* Parteilichkeit gegenüber betroffenen Personen
* konsensorientiertes Handeln – nichts passiert ohne Zustimmung
* Vertraulichkeit in Gesprächen und Begleitung
* Gewaltfreiheit, Solidarität, und Empowerment
Das Team arbeitet beobachtend und begleitend, aber nicht kontrollierend. Aktiv wird es nur auf Nachfrage oder mit Einverständnis. Im Fokus steht der Wunsch, Räume zu schaffen, in denen Menschen sich sicher, respektiert und nicht allein fühlen müssen.
An den Partyabenden übernimmt das Awareness-Team auch Aufgaben am Einlass – mit dem Ziel, bereits beim Zugang zur Veranstaltung für eine respektvolle und sichere Atmosphäre zu sorgen. Awareness- und Schutzarbeit greifen dabei ineinander, ohne klassische Security-Strukturen zu reproduzieren.
* Das Awareness-Team ist vor Ort sichtbar durch lilafarbene Westen mit „Awaremess“- Aufdruck.
* Der Infopoint ist durchgehend besetzt und dient als erste Anlaufstelle. Von dort wirst du bei Bedarf an das geschulte Awareness-Team weitergeleitet.
* Zusätzlich gibt es ein Awareness-Telefon, das rund um die Uhr erreichbar ist.
Awareness-Telefonnummer:
01522 5292387
Ansprechpersonen – gemeinsam Verantwortung übernehmen
Neben dem Awareness-Team gibt es weitere Anlaufstellen, die miteinander vernetzt sind und Awareness-Strukturen mittragen. Dazu gehören die Teams an den Checkpoints, der Sanitätsdienst, die Barpersonen, die Personen am Infopoint sowie die Veranstaltenden. Alle Beteiligten wurden vorab informiert und unterstützen eine respektvolle und achtsame Atmosphäre.
Safer Space – Rückzug und Entlastung
Es gibt zwei Rückzugsräume: einen in der Nähe des Renngeländes und einen in dem UJZ Kornstraße. Diese Räume sind ausschließlich für betroffene Personen, das Awareness-Team und – wenn gewünscht – enge Bezugspersonen zugänglich.
Sie bieten einen Ort zum Durchatmen, Sortieren oder für begleitende Gespräche. Damit dieser Raum frei bleibt von zusätzlichen Belastungen, ist dort jeglicher Konsum nicht erlaubt. Die Nutzung orientiert sich an den Bedürfnissen der betroffenen Personen – es gibt kein Muss, aber die Möglichkeit.
Danke!
Wir wollen uns an dieser Stelle ganz doll bei den Personen hinter awaremess.org bedanken, die viele wichtige Informationen und Materialien für awareness im Kurier*innen Kontext erarbeitet haben und zur freien Verfügung stellen. Unter anderem haben diese tollen Menschen einen awareness guide geschrieben, der auch Basis für unser Konzept war.
Danke für eure Arbeit!